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                 Finnland 
                  Finnland (finn.: Suomi, schwed.: Finland) ist ein Staat
                    in Nordeuropa und Mitglied der Europäischen Union. Er
                    grenzt an Schweden, Norwegen, Russland und die Ostsee. Als
                    zweisprachiger Staat (Finnisch/Schwedisch) hat er über
                    den Finnischen Meerbusen der Ostsee viel Einfluss auf das
                    (dem Finnischen) sprachverwandte Estland. Historisch-politisch
                    sind die Verbindungen zu Schweden eng. Die schwedischsprachige
                    Inselgruppe Åland (finn. Ahvenanmaa) ist abgesehen
                    von der Außen- und Sicherheitspolitik autonom. 
                  Sprachen                     
                    Entsprechend dem Bevölkerungsmuster sprechen 92 % finnisch
                    und 5,6 % schwedisch. Beide Sprachen sind offiziell anerkannte
                    Amtssprachen, wobei finnisch erst 1883 als gleichberechtigt
                    neben dem Schwedischen anerkannt wurde. Die jeweils andere
                    Sprache ist Pflichtfach in der Schule (siehe auch: Pakkoruotsi),
                    wobei aber seit 2003 diese nicht mehr zwangsweise in den
                    Abiturprüfungen abgefragt wird. Auf der autonomen Inselgruppe Åland
                    ist Finnisch nur ein Wahlfach, hier besteht keine Pflicht,
                    Finnisch zu lernen. Åland ist einsprachig Schwedisch. 
                  Auf kommunaler Ebene herrscht Zweisprachigkeit in jenen
                    Gemeinden, in denen die Minderheitensprache von mindestens
                    10 % der Bevölkerung gesprochen wird (regelmäßiger
                    Zensus). Ausnahme: In Turku, der alten Hauptstadt der schwedischen
                    Zeit, sprechen heute weniger als 10 % der Einwohner Schwedisch
                    - aus historischen und kulturellen Gründen (auch schwedisch-sprachige
                    Universität) gilt Schwedisch jedoch auch hier in den
                    kommunalen Behörden weiterhin als zweite Amtssprache. 
                  In einzelnen Gemeinden im Norden Finnlands, wo die Sámi
                    wohnhaft sind, ist die als Minderheitensprache anerkannte
                    samische Sprache im Verwaltungsverkehr zugelassen.                   
                  Geschichte Finnlands 
                  Die Besiedlung Finnlands durch Jäger und Sammler begann
                    um 6500 v. Chr. Etwa um 4200 v. Chr. wurden diese durch eine
                    jungsteinzeitliche Kultur abgelöst. Nach 2500 v. Chr.
                    siedelten Einwanderer aus Gegenden südlich des finnischen
                    Meerbusens im südlichen Finnland, die Ackerbau und Viehzucht
                    betrieben. 
                  Seit 1154 wurde Finnland von seinen schwedischen Nachbarn
                    erobert und das Christentum dort eingeführt. Im Vertrag
                    von Nöteborg wurden 1323 erstmals die Grenzen zwischen
                    Schweden und seinem östlichen Nachbarn Nowgorod festgelegt. 
                  Finnland blieb bis zum Zweiten Nordischen Krieg eine Provinz
                    der schwedischen Großmacht (Österland, Norrland),
                    auch wenn sich die Grenzen aufgrund von Kriegen immer wieder änderten.
                    1809 musste Schweden Finnland an Russland abtreten. Dann
                    war es als Großfürstentum Finnland in Personalunion
                    mit der russischen Krone verbunden, behielt aber für
                    eine Weile schwedisches Privatrecht, eigene politische Organe,
                    eine eigene Währung und führte als erster europäischer
                    Staat vor dem Ersten Weltkrieg bereits 1906 das Frauenstimmrecht
                    ein. In der finnischen Revolution von 1917 löste es
                    sich vom russischen Reich, was den Finnischen Bürgerkrieg
                    zur Folge hatte. 1919 bekam Finnland eine Verfassung, die
                    eine Republik vorsah. Es bestand in dieser Zeit auch der
                    Wunsch Finnland ein Königreich werden zu lassen. Der
                    deutsche Prinz Friedrich Karl von Hessen (1868-1940), Schwager
                    von Kaiser Wilhelm II, wurde am 9. Oktober 1918 zum König
                    von Finnland berufen. Bald darauf kam es jedoch zur Niederlage
                    Deutschlands im Ersten Weltkrieg, weshalb er den Thron nicht
                    mehr besteigen konnte. 1939 wurde das Land im sogenannten
                    Winterkrieg von der Sowjetunion angegriffen, blieb aber mit
                    Territorialeinbußen selbstständig. Im Fortsetzungskrieg,
                    der im Herbst 1940 begann, griff es die Sowjetunion an, ohne
                    Achsenmacht zu werden (mit aufrecht erhaltener Demokratie),
                    mit deutscher Hilfe gegen die Sowjetunion (Fortsetzungskrieg)
                    und wechselte nach dem Zusammenbruch der Front 1944 die Seiten,
                    um als freie Demokratie zu überleben. 
                  Am 1. Januar 1995 wurde Finnland zusammen mit Österreich
                    und Schweden Mitglied der Europäischen Union. 
                                      Politik 
                     
                    Verfassung 
                    Nach der Verfassung von 1919 war Finnland eine Präsidialrepublik
                    mit dominierender Stellung des Staatspräsidenten. Zugleich
                    mit dem Amtsantritt der derzeitigen Staatspräsidentin
                    Tarja Halonen im Frühjahr 2000 trat eine Verfassungsänderung
                    in Kraft, die die zuvor sehr ausgedehnten Befugnisse des
                    Staatsoberhauptes auf eher repräsentative Aufgaben beschränkt.
                    Infolge dessen konnte Tarja Halonen nicht mehr in demselben
                    Ausmaße wie ihre Vorgänger Urho Kekkonen, Mauno
                    Koivisto und Martti Ahtisaari auch in der Gestaltung der
                    Innen- und Außenpolitik hervortreten. Der Staatspräsident
                    wird für maximal zwei Amtsperioden von je sechs Jahren
                    direkt vom Volk gewählt. Die nächsten Präsidenschafts-Wahlen
                    finden im Jannuar 2006 statt, um das Amt des Präsidenten
                    bewirbt sich auch der derzeitige Premier Matti Vanhanen.
                    Auch die amtierenden Präsidentin Tarja Halonen bewirbt
                    sich um eine zweite Amtszeit. 
                  Gesetzgebendes Organ ist der Reichstag (eduskunta), ein
                    Einkammerparlament mit 200 Abgeordneten, die für vier
                    Jahre gewählt werden. Aufgrund der hohen Anzahl kleiner
                    Splitterparteien und der Tatsache, dass wichtige Gesetze
                    meist eine Zweidrittelmehrheit benötigen, müssen
                    oft breite Koalitionsregierungen gebildet werden. Ministerpräsident
                    ist seit Juni 2003 Matti Vanhanen. 
                  Die beiden höchsten Gerichtsinstanzen sind der Oberste
                    Gerichtshof und der Oberste Verwaltungsgerichtshof in Helsinki. 
                                      Wirtschaft 
                    Das Land ist führend bei der Herstellung von Mikroelektronik
                    und Mobiltelefonen. Das größte Unternehmen Finnlands
                    ist der Elektronikkonzern Nokia. Auch das Betriebssystem
                    Linux wurde von dem Finnen Linus Torvalds erfunden. 
                  Hinzu kommt der große Anteil an Holzwirtschaft. Finnland
                    ist zu 66% Waldland mit moderner Holzwirtschaft, deren Erzeugnisse
                    bis zu 40% der finnischen Exporte stellen. Die Wirtschaft
                    reagiert daher empfindlich auf Schwankungen der Weltmarktpreise
                    und der Nachfrage für Holz, Papier und Möbel. Wichtigstes
                    Bergbauprodukt ist Kupfer. 
                  Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahre 1991 befand
                    sich die Wirtschaft in einer großen Krise. Zwischen
                    1990 und 1993 sank das Bruttosozialprodukt um 13%; die Arbeitslosenquote
                    stieg von 3,4 im Jahre 1990 auf 18,4% im Jahre 1994. Die
                    Neuausrichtung der Wirtschaftsstruktur sorgte bis zum Jahr
                    2001 für eine Halbierung dieser Rate auf 9,2%. In den
                    Jahren 2003 und 2004 betrug die Arbeitslosenquote 9,0% und
                    8,9%. Für das Jahr 2005 erwartet das Statistische Zentralamt
                    in Finnland eine Arbeitslosenquote in Höhe von 8,6%. 
                  Literatur 
                    Als Fundament der finnischen Literatur gilt das von Elias
                      Lönnrot zusammengestellte und 1835 veröffentlichte
                      Nationalepos Kalevala. Von stärkster Bedeutung für
                      die werdende finnische Nation war der (auf Schwedisch schreibende)
                      Johan Ludvig Runeberg (Die Erzählungen des Fähnrich
                      Stål, 1848-60). Der Roman Die sieben Brüder
                      von Aleksis Kivi gilt seit dem 19. Jahrhundert als Weltliteratur.
                      1939 erhielt Frans Eemil Sillanpää "für
                      die tiefe Auffassung und die erlesene Stilkunst, womit
                      er das Bauernleben und die Natur seines Heimatlandes in
                      ihrem gegenseitigen Zusammenhang schildert", den Nobelpreis
                      für Literatur. Einer von den bedeutenden lebenden
                      Schriftstellern ist Arto Paasilinna.
                     
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