Frankreich
Frankreich (amtlich République française,
französische Republik, Kurzform franz.: La France) ist
ein demokratischer, noch immer stark zentralistischer Einheitsstaat
im Westen Europas. Es grenzt an Belgien, Luxemburg, Deutschland,
die Schweiz, Italien, Monaco, Spanien, Andorra, an den Atlantik
mit dem Ärmelkanal und an das Mittelmeer. Neben dem
Territorium in Europa gehören zu Frankreich Überseegebiete
in der Karibik (u. a. Saint-Martin, das eine Landgrenze mit
dem niederländischen Sint Marteen aufweist), Südamerika
(Französisch-Guayana, das Landgrenzen zu Brasilien und
Surinam hat), vor der Küste Nordamerikas, im Indischen
Ozean und in Ozeanien.
Sprachen
Neben der (einzigen) Amtssprache Französisch gibt es
zahlreiche einheimische Minderheitssprachen, über deren
Sprecherzahlen aber keine auch nur halbwegs gesicherten Daten
vorliegen:
Bretonisch,
Deutsch in den Dialekten
Elsässisch (Elsass)
Rheinfränkisch und Moselfränkisch bzw. zusammengefasst
als Lothringisch (nördliches und östliches Lothringen),
Niederfränkisch bzw. Flämisch (Flandern, an der
Grenze zu Belgien),
Baskisch (in den zentralen und östlichen Pyrenäen),
Katalanisch (im Roussillon),
Korsisch,
Italienisch (an der französischen Riviera),
Okzitanisch (in Südfrankreich) mit verschiedenen Dialekten,
darunter
Provenzalisch
Daneben existieren in Nordfrankreich mehrere enger mit dem
Französischen verwandte romanische Oïl-Sprachen,
die teilweise als französische Dialekte angesehen werden:
Picard, Normannisch, Gallo, Poitevin-Saintongeais, Champanois
und Morvandiau.
Da Frankreich einen sehr hohen Anteil an Einwanderern hat,
werden selbstverständlich auch deren Muttersprachen
im Land gesprochen, beispielsweise das Arabische. Im Unterschied
zu den einheimischen Minderheitensprachen konzentrieren sich
diese Sprechergemeinden besonders in den großen Städten,
sind aber keinem genau abgrenzbarem geographischen Gebiet
zuzuordnen.
Bildungswesen
Wie in fast allen europäischen Staaten (Ausnahme: z.
B. Deutschland) herrscht eine Bildungspflicht, die im Ggs.
zur Schulpflicht auch durch Hausunterricht (Homeschooling)
oder durch selbstständiges Lernen abgegolten werden
kann. Die Zahl der unbeschulten Kinder und Jugendlichen wird
gegenwärtig auf etwa 10.000 geschätzt.
Der Staat bietet folgende Schulformen an:
Vorschule: Maternelle
Grundschule: école élémentaire
weiterführende Schulen: collège (das mit dem
brevet abgeschlossen wird), gefolgt von
lycée
lycée professionnel
oder CFA für Auszubildende in Betrieben
Hochschulreife:
baccalauréat nach insgesamt 12 Schuljahren; nach elf
Schuljahren wird je nach Schulzweig (naturwissenschaftlich,
wirtschaftlich oder literarisch) schon ein Teil der Prüfungen
bewältigt
baccalauréat professionnel nach 13 Schuljahren für
Abgänger des lycée professionnel oder des CFA
Studium (1. und 2. Jahr):
Normalweg: DEUG
Eliteweg: classe préparatoire (zur Vorbereitung auf
Grande école)
Studium (3. und 4. Jahr):
Normalweg: licence und maîtrise oder école d'ingenieur
oder école de commerce
Eliteweg: Grande école (ENS, ENA etc.)
Studium (5. Jahr):
DESS oder DEA. Letzteres dient auch zur Auswahl für
eine eventuell sich anschließende Doktorarbeit (thèse)
Im Zuge der europaweiten Harmonisierung der Studienabschlüsse
im Rahmen des Bologna-Prozess wird auch an französischen
Hochschulen das System LMD eingeführt. LMD bedeutet,
dass nacheinander die Licence bzw. Bachelor (nach 3 Jahren),
der Master (nach 5 Jahren) und das Doktorat (nach 8 Jahren)
erworben werden können. Die bisherigen nationalen Diplome
(DEUG, Maîtrise, DEA/DESS) werden an manchen Universitäten übergangsweise
noch bescheinigt, fallen ab Ende 2006 aber weg.
Wirtschaft
Traditionell ist in Frankreich die Wirtschaftspolitik von
vergleichsweise starken staatlichen Eingriffen gelenkt. Hier
spielt die historische Rolle des Merkantilismus – im
Speziellen des Colbertismus – im Land eine Rolle.
Frankreich ist eine gelenkte Volkswirtschaft, die in den
letzten Jahren zunehmend dereguliert und privatisiert wurde.
Die Schlüsselindustrien, besonders Energiewirtschaft,
sind bislang unter staatlicher Kontrolle; Frankreich ist
ein bedeutender Produzent von Atomstrom, und Deutschland
sein wichtigster Kunde. In Frankreich wird ca. 80 Prozent
der Elektrizität mit Atomkraftwerken produziert. Damit
hat Frankreich neben Litauen momentan (Anfang 2005) den höchsten
Prozentsatz an Atomstromproduktion der Welt. (Siehe auch:
Liste der Kernkraftanlagen)
Wein steht in der französischen Ausfuhrliste an fünfter
Stelle: nach Autos, Flugzeugen, pharmazeutischen Produkten
und Elektronik. (Siehe auch: Weinbaugebiete in Frankreich)
Tourismus (z. B. Logis de France)
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg im 1. Quartal 2004 um
0,8 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Im 4. Quartal 2003 waren es 0,6 Prozentpunkte.
Die Erwerbstätigenstruktur hat sich gegenüber
früher grundlegend gewandelt, so arbeiteten 2003 nur
mehr 4 % der Erwerbstätigen in der Land- und Forstwirtschaft
und Fischerei, in der Industrie waren es 24 %, wohingegen
72 % im Dienstleistungsbereich tätig waren.
Deutschland ist der wichtigste Handelspartner Frankreichs
(2003): Es exportiert 14,9 % seines Exportvolumens nach Deutschland,
das seinerseits am Import mit 19,1 % beteiligt ist.
Die Inflationsrate betrug 2,1 % (2004).
Die Arbeitslosenzahl belief sich im Januar 2005 auf 10 %,
das sind 2.716.000 Erwerbslose.
Sport
Die populärste Sportart Frankreichs ist der Fußball. Als identitätsstiftendes
Band gerade zwischen den verschiedenen sozialen und ethnischen Gruppen Frankreichs
gilt die französische Fußball-Nationalmannschaft. Die so genannte équipe
tricolore trägt ihre Heimspiele meist im Stade de France in Saint Denis
bei Paris aus (siehe auch: Fußball in Frankreich). Aktuell stellt Olympique
Lyon den französischen Fußballmeister.
Weitere populäre Sportarten sind der Radsport (insbesondere
im Juli, während der dreiwöchigen Tour de France),
Rugby, Leichtathletik, Formel 1 (Großer Preis von Frankreich
in Magny Cours) und Tennis (French Open in Paris).
In Frankreich fanden bereits mehrmals Olympische Spiele
statt: Sommerspiele 1900 und 1924 in Paris, Winterspiele
in Chamonix 1924, Grenoble 1968 und Albertville 1992.
Medien
Die wichtigsten französischen Printmedien sind die nationalen
Tageszeitungen:
Le Monde und Libération (linksorientiert, Druckauflage
2003 ca. 500.000 bzw. 200.000 Exemplare)
Le Figaro (konservativ, Auflage: 450.000 Exemplare)
Les Echos, La Tribune (Wirtschaft, 180.000 bzw. 125.000 Exemplare)
L'Humanité (kommunistisch, 74.000 Exemplare)
La Croix (katholisch, 114.000 Exemplare)
L'Equipe (Sport, 485.000 Exemplare und damit die meistgelesene
Zeitung überhaupt mit sieben Lesern pro Ausgabe)
Die wichtigsten Nachrichtenmagazine in Frankreich:
Le Nouvel Observateur (400.000 Exemplare)
L'Express (400.000 Exemplare)
Le Point (400.000 Exemplare)
L'événement du Jeudi
Größte Regionalzeitung ist die Ouest France mit
einer Druckauflage von 900.000 Exemplaren.
Bedeutend ist auch das jeweils mittwochs erscheinende Investigations-
und Satireblatt Le Canard enchaîné mit einer
Auflage von 550.000 Exemplaren.
Literatur
Alfred Pletsch: Länderkunde Frankreich. Darmstadt (Wissenschaftliche
Buchgesellschaft), 2. Auflage 2003, ISBN 3534116917
Wilfried Loth: Geschichte Frankreichs im 20. Jahrhundert.
Frankfurt am Main, 1995 ISBN 3-596-10860-8
Bernhard Schmidt, Jürgen Doll, Walther Fekl, Siegfried
Loewe und Fritz Taubert: Frankreich-Lexikon. Schlüsselbegriffe
zu Wirtschaft, Gesellschaft, Politik, Geschichte, Kultur,
Presse- und Bildungswesen. 2. überarbeitete Auflage
2005, 1224 Seiten, ISBN 3-503-06184-3
Ralf Nestmeyer: Französische Dichter und ihre Häuser.
Insel Verlag, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-458-34793-3
Andres Eusen: Erbfeind Frankreich - Entwicklung und Entstehung.
Albert Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-978-34184-8
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