Türkei 
                  Die Republik Türkei (Eigenbezeichnung Türkiye
                    Cumhuriyeti Abk. T.C.) ist der Nachfolgestaat des Osmanischen
                    Reiches und ging nach dem Ersten Weltkrieg aus diesem hervor.
                    Die Türkei ist eine laizistische Republik. Der Laizismus
                    geht auf den Staatsgründer Mustafa Kemal "Atatürk" zurück.
                    Atatürk war bestrebt, durch viele gesellschaftliche
                    Reformen die Türkei nach dem Vorbild Europas zu modernisieren.
                    Seit dem 3. Oktober 2005 laufen die Beitrittsverhandlungen
                    der Türkei mit der Europäischen Union.
                     
                     
                    Sprachen 
                    In der Türkei werden folgende Sprachen verwendet: 
                  > 90 % Türkisch (Amtssprache) sowie türkische
                    Dialekte wie Azeri oder Tatarisch etc.  
                    16–17 % kurdische Sprachen und Dialekte  
                    2 % arabische Sprachen und Dialekte  
                    1–2 % Zazaki (von den meisten Zaza als eigenständige
                    Sprache gesehen, jedoch oftmals als kurdischer Dialekt bezeichnet)  
                    sonstige Sprachen von ethnischen Minderheiten (Aramäisch,
                    Armenisch, Albanisch, Georgisch, Griechisch, Lasisch, Tscherkessisch)  
                    Siehe auch: Turksprachen, Türkische Sprache, Türk
                    Dil Kurumu
                   
                  Politik 
                     
                    In der Türkei herrscht eine Gewaltenteilung zwischen
                    der Legislative, Exekutive und der Judikative. Nach der Verfassung
                    aus dem Jahr 1982 ist die Türkei eine parlamentarische
                    Demokratie mit einem relativ mächtigen Präsidenten
                    und einer unabhängigen Justiz. Diese Verfassung wurde
                    zuletzt 2002 verändert. Die Türkei ist das einzige
                    demokratische Land der Welt, das mehrheitlich moslemisch
                    geprägt ist. 
                  Gesetzgebendes Organ (Legislative) ist in der Türkei
                    die Große Nationalversammlung (Türkiye Büyük
                    Millet Meclisi). Sie besteht aus 550 Parlamentariern, die
                    vom Volk direkt für fünf Jahre gewählt werden.
                    Ab dem 18. Lebensjahr ist jeder Staatsbürger in der
                    Türkei wahlberechtigt. Gewählt werden darf jedoch
                    nur innerhalb der Türkei, eine Wahlbeteiligung aus dem
                    Ausland z. B. durch eine Briefwahl für im Ausland lebende
                    türkische Staatsbürger existiert nicht. Aufgrund
                    dieser Reglung sind Millionen von türkischen Staatsbürgern,
                    die im Ausland (vor allem in der Europäischen Union)
                    leben und arbeiten von den Wahlen ausgeschlossen. 
                  Staatsoberhaupt ist der vom Parlament für sieben Jahre
                    gewählte Staatspräsident. Eine Wiederwahl des Staatspräsidenten
                    ist per Verfassung verboten. Der Staatspräsident beauftragt
                    den Parteivorsitzenden der Mehrheitspartei mit der Bildung
                    der Regierung. Regierungschef ist der Ministerpräsident,
                    der die Mehrheitspartei oder die Regierungskoalition repräsentiert.
                    Der Staatspräsident segnet die Minister der Regierung
                    ab. 
                  Das Verfassungsgericht ist der oberste Gerichtshof der Türkei.
                    Es entscheidet über die Verfassungsmäßigkeit
                    der vom Parlament verabschiedeten Gesetze. Erstmals wurde
                    2005 mit Tülay Tugcu eine Frau zur Vorsitzenden des
                    höchsten Gerichts der Türkei gewählt. 
                  Der Inlandsnachrichtendienst Millî Istihbarat Teskilâti
                    wacht mittels umfangreicher Ermächtigungen u. a. über
                    die innere Ordnung, Verfassung und Sicherheit des Landes. 
                  Siehe auch: Liste der Präsidenten der Türkei,
                    Vorlage:Navigationsleiste Türkische Ministerpräsidenten
                   
                  Wirtschaft 
                    Die türkische Wirtschaft wuchs in den ersten sechs
                    Monaten des Jahres 2004 mit einer überraschend hohen
                    Wachstumsrate von 13,5 % und überholte damit sogar deutlich
                    den Spitzenreiter China. Dieses Jahr (2005) wächst die
                    türkische Wirtschaft im Vergleich nur noch moderat.
                    Im 1. Quartal konnte das BSP um 5,3 % zulegen. Für 2005
                    erwarten die Analysten von HSBC Securities Türkei weiterhin
                    eine Wachstumsrate von 5,2 % (BIP). 
                  Die wirtschaftliche Situation der Türkei ist immer
                    noch sehr widersprüchlich. Es besteht eine sehr große
                    Kluft zwischen dem industrialisierten Westen und ihrer modernen
                    Industrie (insbesondere den großen Metropolen) einerseits
                    und dem agrarisch strukturierten und wenig entwickelten Osten
                    andererseits. 
                  Der Großraum Istanbul erreicht beispielsweise 41 %
                    des durchschnittlichen Einkommens der 15 „alten“ EU-Staaten,
                    der Osten hingegen nur 7 %. Diverse Projekte, u. a. die großen
                    Staudamm-Projekte (Südostanatolien-Projekt (GAP)) sollen
                    dem Osten helfen, sich besser zu entwickeln. Zudem gibt es
                    innerhalb der türkischen Volkswirtschaft erhebliche
                    strukturelle Probleme. So trägt die Landwirtschaft zum
                    BSP lediglich 11,9 % bei, beschäftigt aber 30,6 % der
                    Arbeitskräfte. Die Industrie trägt 29,6 % zum BSP
                    bei und der Dienstleistungssektor 58,5 %. In der Industrie
                    arbeiten 19,3 % aller Erwerbstätigen und in der Dienstleistung
                    44,5 %. Seit 1996 besteht zwischen der Türkei und der
                    EU eine Zollunion (51,6 % der Exporte gehen in die EU, 46
                    % der Importe stammen aus der EU). 
                  Die Türkei scheint ihre chronische Inflation mittlerweile
                    in den Griff bekommen zu haben. Die Inflation erreichte zeitweise
                    dreistellige, beinahe hyperinflationäre Zahlen (1994/1995
                    betrug sie 150 %), 2003 sank sie auf 18,4 %, nach Schätzungen
                    betrug sie 2004 ca. 9,4 %. Am 1. Januar 2005 wurde die alte „Türkische
                    Lira“ durch die „Neue Türkische Lira“ (Yeni
                    Türk Lirasi) ersetzt. Damit verliert die Türkische
                    Lira 6 Nullen. Außerdem wird die Untereinheit der Lira,
                    der Kurus, wieder eingeführt. 
                  Eine weitere wirtschaftliche Herausforderung für die
                    Türkei stellt der hohe Schuldenstand dar. Bezogen auf
                    das BSP beträgt sie 78,7 % (Stand 2003). Damit bekleidet
                    die Türkei weltweit den 22. Platz der prozentual am
                    BSP am wenigsten verschuldeten Staaten. 
                  Die wichtigsten Wirtschaftssektoren sind die Textilindustrie,
                    Tourismus, Automobilindustrie und die Elektronikbranche.
                    Die Investitionen von ausländischen Investoren in der
                    Türkei liegen bei ca. 4,6 Mrd. Euro (2002), davon alleine
                    3,3 Milliarden aus Deutschland. Es gibt ein nennenswertes
                    Engagement ausländischer Unternehmen. 2002 gab es 5.129
                    ausländische Kapitalgesellschaften, die in der Türkei
                    aktiv waren, die meisten davon aus EU-Staaten. 2005 erzielte
                    der Staat durch Privatisierungen von Staatsunternehmen 20
                    Mrd. $. 
                  Siehe auch: Zentralasien-Gipfel der Türkischen Republiken,
                    Schwarzmeer-Wirtschaftskooperation, Südostanatolien-Projekt 
                     
                   
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