Ungarn
Die Republik Ungarn (ungarisch amtlich Magyar Köztársaság,
anhören ? / Lizenz, allgemein üblich Magyarország)
ist ein Staat im Pannonischen Becken in Mitteleuropa und
grenzt an Österreich, die Slowakei, die Ukraine, Rumänien,
Serbien, Kroatien und Slowenien.
Politik
Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989/90 wurde auch das
ungarische Staatswesen erneuert. Am 23. Oktober 1989 trat
eine modifizierte Verfassung in Kraft, deren Vorbild unter
anderem das deutsche Grundgesetz war. Die Regierung ist dem
Parlament verantwortlich, für die Regierungstätigkeit
trägt der Ministerpräsident Verantwortung. Um die
größtmögliche Stabilität der Regierung
zu gewährleisten, wurde die Institution des konstruktiven
Misstrauensvotums geschaffen.
Peter Boross war der Nachfolger von József Antall
als Ministerpräsident der Republik Ungarn von Dezember
1993 bis Juni 1994. Er war zuvor Innenminister. Mit der Abwahl
von Boross 1994 endete die Regierungsverantwortung des Ungarischen
Demokratischen Forums. Boross war in der Regierungszeit von
Viktor Orbán (Fidesz) 1998–2002 als dessen Berater
tätig, distanzierte sich aber später von Orbán.
Das Parlament wählt den Präsidenten der Republik,
den Ministerpräsidenten, die Mitglieder des Verfassungsgerichts,
den Ombudsmann der Minderheiten, den Präsidenten des
Obersten Gerichts und den Generalstaatsanwalt. Das Einkammerparlament
hat 386 Abgeordnete, die auf vier Jahre gewählt werden.
In Ungarn gibt es ein gemischtes Wahlsystem, ähnlich
wie in Deutschland. Seit August 2000 war der parteilose Ferenc
Mádl als Präsident, der für 5 Jahre gewählt
wird, im Amt; für eine Wiederwahl im Jahre 2005 kandidierte
er allerdings nicht mehr, so dass sich die MSzP, die aktuelle
Regierungspartei, auf Katalin Szili als Präsidentschaftskandidatin
einigte. Szili fand jedoch bei der Wahl, die am 6. und 7.
Juni stattfand, keine Unterstützung durch den kleineren
Koalitionspartner, den liberalen SzDSz (Bund Freier Demokraten)
; sie könne als Parteipolitikerin nicht die Überparteilichkeit
eines Staatspräsidenten verkörpern. Der SzDSz nahm
an der Wahl nicht teil. So gewann László Sólyom
die Wahl, ehemaliger Präsident des ungarischen Verfassungsgerichts,
der von der Opposition unterstützt wird.
Die ungarische Politik ist seit der Einführung freier
und geheimer Wahlen 1990 von ständigen Mehrheitswechseln
geprägt. Bislang hat es keine Regierung geschafft, länger
als eine Legislaturperiode im Amt zu bleiben. So ist seit
den letzten Parlamentswahlen vom 27. Mai 2002 wieder die
MSzP (Ungarische Sozialistische Partei) zusammen mit dem
SzDSz in der Regierungsverantwortung. Der aktuelle Ministerpräsident
Ferenc Gyurcsány, der seit dem 29. September 2004
amtiert, ist Nachfolger von Péter Medgyessy, der nach
Versuchen der Regierungsumstrukturierung zurückgetreten
war. Außenminister ist Ferenc Somogyi, der am 2. November
2004 die Nachfolge von László Kovács,
dem neuen ungarischen EU-Kommissar, angetreten hatte.
Wirtschaft
Ungarn erwirtschaftet ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) von
18.574 Mrd. Forint (2003, etwa 73,26 Mrd. Euro), was 7.233
Euro pro Kopf entspricht. 3,3 % des Bruttoinlandsprodukts
entstanden in der Landwirtschaft, 32,5 % in der Industrie
und 64,2 % im Dienstleistungssektor. Mit einer Exportquote
(Warenausfuhren in Prozent des BIP) von 65 % ist die Wirtschaft
sehr offen. Über ein Drittel der Ausfuhren gehen nach
Deutschland, etwa 8 % nach Österreich und jeweils
etwa 6 % nach Italien und Frankreich. Über die Hälfte
der Ausfuhren entfallen auf Güter des Maschinenbaus
und der Fahrzeugindustrie. Ein hoher Teil der Ausfuhren
wird von Unternehmen in ausländischem Besitz getätigt.
Wichtige Industriestandorte sind v. a. der Raum Budapest
und die Grenzregion zu Österreich. Die größte
ungarische Unternehmung ist der Mineralölkonzern MOS,
an zweiter Stelle folgt die Audi Hungary Kft, die einiges
für die ungarische Infrastruktur bewegt hat, insbesondere
um Györ.
Eine wichtige Rolle als Einnahmequelle spielt der Tourismus
in Budapest, in der Puszta und am Plattensee (Balaton).
Deutschsprachige Medien
In Ungarn erscheint eine deutschsprachige unabhängige
Zeitung, der 1854 gegründete Pester Lloyd; seit 1994
wird sie wieder in Budapest herausgegeben und informiert
wöchentlich über Wirtschaft, Politik und Kultur
aus Ungarn und Ostmitteleuropa. Außerdem gibt es die
Neue Zeitung und die Budapester Zeitung auf Deutsch. Hauptsächlich
für Touristen interessant ist die deutschsprachige Monatszeitung
Balaton Zeitung. Auch gibt es seit 2003 ein Zweimonatsmagazin,
das PEP-Magazin, das sich mit aktuellen Entwicklungen der
ungarischen Jugendkultur und „Lifestyle“ beschäftigt.
Lesenswert ist auch die Zeitschrift Drei Raben, die in Zusammenarbeit
mit dem Goethe-Institut in Budapest herausgegeben wird. Besonders
hinzuweisen ist noch auf die Online-Anthologie junger ungarischer
Literatur in deutscher Sprache: literatur.hu. Deutschsprachige
Fernsehsendungen mit ungarischen Untertiteln werden regelmäßig
vom öffentlich-rechtlichen Sender MTV (Magyar Televízió)
ausgestrahlt.
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